Glühfarbe

Ich stand mitten im Rampenlicht, aber niemand sah mich. Nicht Fisch, nicht Fleisch, ein scharf gezeichnetes Phantombild, ich zeigte alles, aber sie sahen nichts. Es war perfekt. Ein perfektes Versteck, ein perfektes Zuhause - eine Nische in dieser kalten, an mir vorbei gebauten Welt, die ich zufällig gefunden und still besetzt habe.

Thea Mantwill entführt uns in eine so glaubhafte wie bedrohliche Zukunft. In diesem dystopischen Near-Future-Roman lebt die Protagonistin mit ihrem Partner Buster in einer alten Fabrikhalle, da sie aufgrund fehlender Dokumente keine Wohnung im Wohnpark bekommen. Als Buster schließlich eine Anstellung als Tänzer findet und endlich etwas Geld verdient, sich aber immer weiter von ihr entfernt, flüchtet unsere Heldin aus Langeweile und Frustration ins Metaverse. Als virtuelles Idol gewinnt sie schnell immer mehr Follower:innen, genießt Anerkennung und Privilegien, von denen sie zuvor nie zu träumen gewagt hätte. Doch das so sicher geglaubte Leben mit Buster bekommt immer mehr Risse …

Thea Mantwills kraftvolles Debüt verhandelt Themen wie Armut, Einsamkeit und unseren Wunsch nach Selbstdarstellung in Zeiten von Social Media. ›Glühfarbe‹ ist ein beklemmender Blick in die Zukunft , eine Warnung vor der Privatisierung öffentlicher Räume und Strukturen. In leuchtender Sprache erzählt Mantwill von der Suche nach Selbstständigkeit, vom Umgang mit Verlusten und von der unverhofften Möglichkeit eines Neuanfangs.


Thea Mantwill
GLÜHFARBE

März Verlag
154 Seiten
ISBN 978-3-7550-0048-8

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Bis wir Wald werden