Gewaltig, weiblich, stark
EIN GEIST IN DER KEHLE ist ein weiblicher Text, geschrieben im einundzwanzigsten Jahrhundert.
Wie spät es ist. Wie viel sich verändert hat. Wie wenig.
Zur Handlung:
Zwei Schriftstellerinnen. Die eine schrieb im 18. Jahrhundert als irische Adlige ein gälisches Klagelied, das CAOINEADH, in dem sie die Ermordung ihres Mannes beweint und letztlich von seinem Blut trinkt, um im Tod eins mit ihm zu werden. Die andere schreibt das aktuelle Buch und erzählt autofiktional von ihrer Beziehung zu dieser Dichterin, die schon seit Jahrhunderten tot ist und ihr im Alltag als junge Mutter zwischen Stillen, Windeln, Haushalt und To-Do-Listen Trost spendet.
Akribisch macht sich Doireann Ní Ghríofa auf die Suche nach Spuren der irischen Dichterin Eibhlín Dubh Ní Chonaill, durchforstet alte Bücher, Archive und Friedhöfe und stellt fest, dass es gar nicht so leicht ist an Informationen zu gelangen. Aus dem von Männern bestimmten 18.Jahrhundert sind fast nur von Männern verfasste Schriftstücke erhalten. Abseits ihrer Rolle als Ehefrau, Mutter oder Tochter sind Frauen unsichtbar in der Geschichte.
EIN GEIST IN DER KEHLE ist eine poetische, helle Erzählung, gleichzeitig urgewaltig und eindringlich. So begeistert hat mich zuletzt MUTTERS STIMMBRUCH von Katharina Mevissen. Absolute Leseempfehlung!
Am Ende des Buches kann man in voller Länge das CAOINEADH im Original sowie in englischer und deutscher Übersetzung nachlesen:
aus:
KLAGELIED FÜR ART Ò LAOGHAIRE
Eibhlín Dubh Ní Chonaill
1743-1800, Irland
Doireann Ní Ghríofa
EIN GEIST IN DER KEHLE
Verlag: btb
Seitenzahl: 384
ISBN 978-3-442-76231-6
Ins Deutsche übersetzt von Cornelius Reiber und Jens Friebe