Jean-Luc Guionnet
an der Orgel der Pfarrkirche Bad Ischl
Orgelmusik einmal ganz anders.
Jean-Luc Guionnet ist ein vielseitiger Künstler, der sich mit Musik, Klangkunst und Graphik beschäftigt, und seine theoretische Forschung über Kunst in philosophischen Zeitschriften veröffentlicht. Seinen Orgelkonzerten geht eine intensive Auseinandersetzung mit dem speziellen Instrument vor Ort voraus. Was kann diese Orgel, was macht sie einzigartig ? Wo sind Klänge, die vielleicht noch niemand mit dieser Orgel spielen wollte? Jean-Luc Guionnet versucht in ihre Mechanik einzutreten, wie in eine Denkweise. Er versucht den Atem der Maschine so zu nehmen, wie er ist, und ihn im Raum auszurichten. Sein Umgang mit der Orgel ist alles andere als vorhersehbar oder gewöhnlich. Neben sehr langen Tönen, Klänge, welche einladen in kleine Ewigkeiten zu hören, stehen plötzliche verstörende Ausbrüche, die Geräusche der Mechanik sind ebenso Teil des musikalischen Konzeptes, wie der Kirchenraum selbst.
Foto © FLagarde - JLG- Montpellier
Jean-Luc Guionnet studierte bildende Künste und Philosophie an der Sorbonne in Paris. Nach seinem Studium beschäftigte er sich mit Musik und Klangkunst durch
- Akusmatische Komposition („Totality“, „Non-Organic Bias“),
- instrumentale Improvisation auf den Altsaxophon (“Hubbub“, „The Ames Room“, „Window Dressing“),
- instrumentale Improvisation an der Orgel ( „Bending Contumax“, „Balcony Inside“),
- experimentelles Radio (ACR für France Culture),
- Klanginstallationen („Stones, Air, Axioms“, „Inscape“, „Reflected Waves“)
- Instrumentalkomposition („Distances Ouïes-Dites“, „Table de Poussières“).
Die meisten dieser Stücke werden von internationalen Labels verlegt.
Gleichzeitig arbeitet er intensiv an Zeichnungen („Informatique de Soi-Même”, „Tournure ou mazzocchio trouvé”, „Pogne”) und veröffentlicht seine theoretische Forschung über Musik und Kunst in ästhetischen und philosophischen Zeitschriften.
Über seine Musik sagt er selbst:
„Meine musikalische Arbeit teilt sich in ebenso viele Wege auf, wie sich für mich Gelegenheiten ergeben, mit Klang zu denken und zu handeln. Diese Gelegenheiten oder Anlässe haben immer eine starke Verbindung zu einem äußeren Element: ein Instrument (Saxophon, Orgel), eine theoretische Idee (zb. was ist „Gerücht“?) oder vor allem auch ein kollaborierender Freund (André Almuro, Klaus Filip, Will Guthrie, Éric La Casa, Lotus Edde Khouri, Seijiro Murayama, u.a.) .
Darauf folgt eine Reihe von Themen, die ihrerseits die Entwicklung des musikalischen Werkes beeinflussen: die Dicke der Luft, das Pidgin (Sprachform ohne Grammatik), das Musikinstrument als affektiver Automat, das Hören der Dunkelheit selbst, die Algebra des Hörens und im Hören, der Klang als Signatur des Raumes, Signatur der Objekte, Signatur dessen, was er nicht ist, der Umstand, daß im Französischen das gleiche Wort (le temps) für Zeit und Wetter steht, die Ausbreitung von Formen in der Zeit, und so weiter. Musik ist also - ein Weg, uns Zeit zu geben.” (JL Guionnet, 2024)
Beginn: 19h30
Eintritt: EUR 20,-